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Den Bogen spannen – aber wie?

Von Michael Nolte

„Das Spannen und Entspannen des Bogens sollte durch einen Trainer oder erfahrenen Bogenschützen erfolgen, da es nicht so einfach ist wie es aussieht, außerdem besteht die Gefahr von Verletzungen oder dem Verdrehen der Wurfarme!“

So oder ähnlich habe ich das gelesen in einem Buch, das ich mir Anfang 2000 gekauft hatte, um mir Bogenschießen selbst beizubringen. Wahre Worte, aber nicht wirklich hilfreich. Obwohl ein korrekt gespannter Bogen unser schönes Hobby erst ermöglicht, wird das Thema selten behandelt, und dann auch noch kontrovers diskutiert. Wahrscheinlich gibt es sie nicht, die eine ultimative Methode, für alle Bögen und Schützen passend.

Deshalb möchte ich im Folgenden einige Freunde vorstellen. Jeder mit seinem eigenen Bogen und seiner speziellen Art des Aufspannens.

Spannen über das Bein

Der unter Wurfarm steht auf den Boden und wird am Schienbein fixiert, das Bogenmittelteil durch das andere Bein oberhalb des Knies. Durch Druck auf den oberen Wurfarm biegt sich der Bogen, die Sehne kann eingehängt werden.„Das geht schnell und ist überall ohne Hilfsmittel zu bewerkstelligen“ meint Sarah. Obwohl ich diese Methode auch anwende: Es besteht die Gefahr, dass die Wurfarme verdrehen, wenn der Bogen aus seiner Fixierung rutscht, außerdem wird der obere Wurfarm mehr belastet als der untere.

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Spannen mit der Spannschnur

Eine Schnur mit einem geschlossenen Ende wird aufden unteren Wurfarm gesteckt, das offene Ende mit einer Schlaufe über den oberen Wurfarm gezogen. Nun stellt sich der Schütze mit beiden Füßen breitbeinig auf die Schnur, zieht den Bogen in der Mitte mit einer Hand hoch und hängt mit der anderen Hand die Sehne durch die Schlaufe der Spannschnur in die Tips ein. „Die schonendste Methode für meinen Bogen.“ bilanziert Ronald.

Stimmt wohl, aber bei extrem gebogenen Recurves rutscht das offene Schlaufenende der Spannschnur oft zur Mitte des Wurfarms und erfordert dann Titanenkräfte beim Aufspannen. Die Verwendung einer beidseitig geschlossenen Spannschnur verhindert zwar das Abrutschen, aber die Sehne muss dann im abgespannten Zustand über den oberen Wurfarm gezogen bleiben, was zumindest bei flachen, breiten Wurfarmen eine sehr große Öse erfordert. Auch eine schnelle Korrektur der Standhöhe mittels Eindrehen der Sehne ist dann nicht möglich.

Spannen durch Druck und Zug

Der untere Teil des Bogens wird vor einen Fuß gestellt und somit gegen Abrutschen nach hinten gesichert. Während das Mittelteil mit einer Hand zum Körper gezogen wird drückt die andere Hand den Bogen am oberen Wurfarm vom Körper weg und hängt mit dem Daumen die Sehne ein.
„Schnell und ohne Hilfsmittel zu bewältigen, außerdem verdreht man den Bogen nicht!“ favorisiert Achim seine Methode. Das erfordert Kraft und Geschick, stelle ich fest, außerdem verbleibt auch bei dieser Methode die Sehne im entspannten Zustand auf dem Bogen, was die eventuelle einfache Korrektur der Standhöhe erschwert, andererseits aber das Aufdrehen der Sehne verhindert.

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Aufspannen mittels Beinriemen

Die Technik entspricht dem Spannen über das Bein. DerUnterschied ist, dass der untere Wurfarm in die Schlaufe des Beinriemens eingehängt wird. So ist die Gefahr des seitlichen Wegrutschens des Bogens, was zum Verdrehen der Wurfarme führen könnte, geringer.

Sollte es da noch weiteres geben? Lasst von euch hören, denn diese Zeitschrift ist unser aller Forum, und ich habe bestimmt nicht den Stein der Weisen gefunden. (Autor Michael Nolte)

Gebeugtes Spannen über die Knie

Die rechte Hand fasst Bogen und aufgelegte Sehne oben an einer Recurve, die Recurve des unteren Wurfarms liegt knapp oberhalb des linken Knies. Ebenfalls oberhalb des Knies drückt die Rückseite des rechten Beines gegen den Griff, beim Herunterbeugen wird der Bogen soweit gespannt, dass die linke Hand das Sehnenöhrchen von außen einhängen und den korrekten Sitz überprüfen kann.
„Bei kleinen, starken Bogen mit großer Vorspannung ist die Gefahr groß, dass der Bogen sich wegdreht und aus der Hand springt. So kann er kontrolliert und ohne Kraftaufwand gespannt werden.“ Deshalb spannt Volker seinen kleinen Koreanerbogen (aus modernen Materialien) auf diese Weise auf.